Reiseberichte

Informationsreise Griechenland 2016

von | November 2016 | Reiseberichte

Auf hohen Felsen thronen die Meteora Klöster nahe Kalambaka in Thessalien (Foto: Wilhelm W. Koehler)

Die klassischen Sagen des Altertums hautnah erlebt

Die Reisegruppe der Griechenland-Inforeise im Amphitheater von Philippi

Die Reisegruppe der Griechenland-Inforeise im Amphitheater von Philippi
(Foto: Wilhelm W. Koehler)

Griechenland – für sehr viele bedeutet das Inseln im blauen Meer, Sonne und Erholung am Wasser. Ich jedoch denke dabei seit meiner Kindheit an die Helden, die mir Gustav Schwab mit „Die schönsten Sagen des klassischen Altertums“ nahe brachte, an ihre Kämpfe mit den Göttern und ihr oft tragisches Ende. So war dieses Land immer ein Sehnsuchtsort, nie hatte ich bisher dieses Ziel erreicht. Doch jetzt setzte das Flugzeug in Thessaloniki auf griechischem Boden auf, und wir alle erwarteten gespannt die kommenden Tage.

Auch wenn unsere kundige Reiseleiterin Koula die Stadt als nicht besonders sehenswert bezeichnete, bot sie doch ein Spiegelbild der wechselvollen griechischen Geschichte: breite Straßen, die oft an Metropolen wie Mailand erinnern, durchziehen sie, umsäumt von den Relikten der Vergangenheit von der Antike über die türkische Zeit bis zum modernen Griechenland. Und hier wie überall im Land gibt es das Problem, dass bei Bauarbeiten archäologische Funde zu Tage treten und ein Baustopp erfolgt. Im modernen Museum sind die Schätze gut präsentiert. Zwei riesige Sarkophage mit Reliefs aus dem Orpheus-Mythos standen sogar vor der Tür, so reich ausgestattet ist das Haus!

Ruinen von Philippi

Die beeindruckenden Ruinen der antiken Königsstadt Philippi liegen in der Nähe der modernen Stadt Kavala.
(Foto: Wilhelm W. Koehler)

Und noch tiefer ging es in die Antike beim Besuch von Philippi – Weltkulturerbe der UNESCO -. „Bei Philippi sehen wir uns wieder“; in der Ebene vor der Stadt wurden die Cäsarmörder Cassius und Brutus in einer Schlacht geschlagen. 100 Jahre später taufte der Apostel Paulus Lydia, predigte und lernte das städtische Gefängnis kennen. Die Ruinen der Stadt sind heute noch beeindruckend. Nicht weit davon entfernt kommt man nach Vergina, einem kleinen Ort, in dem man Grabhügel der makedonischen Königsfamilie entdeckte, in denen man viele filigrane Goldschätze, einen wahrhaft königlichen Haushalt und Waffen fand. Und bewegend ist es, wenn man die Beinschienen einer Rüstung in unterschiedlicher Länge sieht und sich erinnert, dass Philipp II., der Vater Alexanders des Großen, ein verkürztes Bein hatte und somit dies Grab das seine sein kann.

Vorbei am nebelverhangenen Olymp, dem Sitz der alten Götter, durch Gebirge von 900 und mehr Metern ging es in die bizarre Landschaft der Meteora-Klöster, die auf steilen Felsen thronen und vom Mittelalter bis vor einigen Jahrzehnten nur mit Körben und Leitern erreicht werden konnten. In dieser Abgeschiedenheit trotzten die Eremiten jahrhundertelang allen politischen Wirren und lebten allein dem Gebet. Auch heute noch ist der Anstieg anstrengend. So spektakulär ist die Landschaft, dass sie auch in einem Bond-Film vorkommt.

Das sagenumwobene Delphi

Der sakrale Rundbau (Tholos) im Heiligtum der Athena Pronaia in Delphi.
(Foto: Wilhelm W. Koehler)

Ja, und dann Delphi, die berühmte Orakelstätte mit der Prozessionsstraße, den Schatzhäusern der griechischen Städte, den Tempeln, dem Stadion! Hier sein zu dürfen am frühen Morgen vor dem Touristenstrom bei strahlendem Sonnenschein war ein Geschenk, das durch die reichen Funde im Museum noch intensiver erfahren wurde. Und danach der Besuch in Athen! Wir standen auf der Akropolis mit ihren herrlichen Bauten und Blick über die ganze Stadt, die dem Abendland so viel gegeben hat. Man könnte lange davon schreiben, aber man muss es erlebt haben. Und zum Abschluss war der Besuch in Alt-Korinth, der großen Rivalin Athens, wo uns der Apostel Paulus wieder begegnete.

Wenn man diesen Kurzbericht liest, könnte man meinen, es gab nur alte Steine zu sehen. Nein, hübsche Städte, kleine Orte mit alten orthodoxen Kirchen und Klöstern, völlig ausgemalt mit Fresken, einsame Berglandschaften haben wir bewundert ebenso wie das quirlige Leben in Athen.

Aber für mich ist ein alter Traum in Erfüllung gegangen. Ich hätte noch gerne viel mehr gesehen, aber das, was ich gesehen habe, wird mir unvergesslich bleiben.

Ursula Stopsack