Reiseberichte

Informationsreise Bulgarien Oktober 2018

von | November 2018 | Reiseberichte

Das Kloster des heiligen Iwan von Rila (Foto: Determann Touristik)

Reisegruppe-Bulgarien-2018

(Foto: Determann Touristik)

Für die meisten Mitteleuropäer ist Bulgarien ein Land, das außerhalb ihres Bewusstseins ist. Zwar kennt man aus der Werbung den berühmten Ilja Rogoff, mit dessen Knoblauchpillen man steinalt wird, und weiß, dass zu Zeiten des Eisernen Vorhangs in den Badeorten am Schwarzen Meer ein Treffen mit den Verwandten „von drüben“ möglich war. Aber ansonsten liegt es uns fern. Und dabei waren in der Antike schon die damaligen Bewohner des alten Thrakiens nicht nur wilde Kämpfer sondern auch höchst begabte und kundige Hersteller kostbarer Goldschätze und eindrucksvoller Bauten mit herrlichen Fresken. Und wer weiß schon, dass der Sänger Orpheus ein Thraker war und von den Griechen in ihre Götter- und Heldenwelt aufgenommen wurde? Später dann wurde das Gebiet Teil des römischen Weltreichs, dem es sogar mehrere Kaiser stellte. Nach der Teilung des Reichs erwuchs Byzanz im bulgarischen Zarenreich ein ernsthafter Gegner, der mit wechselhaftem Erfolg immer wieder bekämpft und in die Schranken gewiesen werden musste. Die Blüte dieses Zarenreiches, das sich sehr früh zur Orthodoxie bekannte, lässt sich an den großen Festungen und vor allem an den Kirchen mit ihren Ikonen und Bemalungen ablesen. Mit der Eroberung durch die Türken ging zwar das Zarenreich unter, aber die christliche Religion war jahrhundertelang Bewahrerin der Sprache und Kultur der Bulgaren, die auch weiterhin ihre Kirchen bauten – wenn auch mit einschränkenden Gesetzen – , sie ausschmückten und dort ihre Gottesdienste feierten. Erst im 19. Jahrhundert erstand der Staat neu und bemüht sich nun nach einer 50jährigen kommunistischen Zwangsherrschaft, moderne demokratische Strukturen auszubauen. Es lohnt sich also, dieses Land in seiner Vielfalt zu entdecken.

Fassadenornamente in Plovdiv

Fassadenornamente in Plovdiv (Foto: Determann Touristik)

Und so machte sich eine Gruppe Interessierter auf und begann die Rundreise in der grünen Stadt Varna am Ufer des Schwarzen Meeres und führte danach nach Nessebar, malerisch auf einer Halbinsel gelegen mit Denkmälern mehrerer Jahrtausende. Im Landesinneren überwältigte das kleine Dorf Arbanassi mit seiner Christi Geburt Kirche, die über und über mit herrlichsten Fresken aus der biblischen Geschichte vollkommen ausgemalt ist – für mich ein Höhepunkt der Reise. Weitere Glanzlichter waren die mittelalterliche Hauptstadt Veliko Tarnovo mit der riesigen Festung Zarevez, die Fahrten durch die „Schluchten des Balkans“ mit seinen Wäldern und durch das Rosental, Heimat des kostbaren Rosenöls. Dort ließ uns das thrakische Grab aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. mit seinen heiteren Fresken staunen. Einen Widerpart war dann die reizvolle lebhafte Stadt Plovdiv (Kulturhauptstadt 2019) mit ihrem römischen Theater, den Häusern der Kaufleute , die in türkischer Zeit den Handel beherrschten, und natürlich den orthodoxen Kirchen. Die Hauptstadt Sofia, auch sie erbaut auf römischen Mauern gibt sich weltstädtisch vor allem mit ihren Bauten der kommunistischen Zeit. Die Villa des Parteivorsitzenden hat eine neue Bestimmung als Nationalmuseum erhalten und bietet eine reiche Fülle an Exponaten, beginnend mit dem Goldschmuck der Thraker über die römische, frühe bulgarische und türkische Zeit bis in die Gegenwart. Und zum Abschluss der Fahrt genossen wir nach einer Fahrt durch einsame Landschaften die Besichtigung des Rila-Klosters, das mit seiner Schönheit und Größe von der tiefen Gläubigkeit seiner Erbauer und Bewohner Zeugnis ablegt.

Noch viel gäbe es zu berichten von Sehenswertem (u. a. haben wir 4 Unesco-Weltkulturerbe-Denkmäler gesehen) und der Freundlichkeit der Menschen. Besser ist es allerdings, sich selbst ein Bild von diesem kulturell und landschaftlich vielgestaltigen Land zu machen.

Ursula Stopsack